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Liquid Biopsy

Hier finden Sie Informationen zum Forschungsschwerpunkt Liquid Biopsy.

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Was ist eine "Liquid Biopsy"?

Was ist eine „Liquid Biopsy“

Die medizinische Forschung ist stets bestrebt neue, effizientere, sensitivere und möglichst wenig-invasive Diagnostikverfahren zu etablieren. Die konventionelle, gewebebasierte Biopsie ist nach wie vor der „goldene Standard“ in der Tumordiagnostik. Jedoch können Gewebebiopsien nur durch einen invasiven operativen Eingriff gewonnen werden, und bergen daher immer ein gewisses Risiko von Nebenwirkungen. Eine serielle Probenentnahme ist aus diesem Grund selten möglich, wodurch eine genaue Charakterisierung des Tumors im Verlauf der Erkrankung sehr schwierig bis unmöglich wird.

Die „Liquid Biopsy“ stellt eine sehr gute Alternative zur konventionellen Gewebebiopsie dar. Hierzu werden Körperflüssigkeiten wie beispielsweise Blut, Urin oder Speichel entnommen und auf Tumormarker analysiert. Die „Liquid Biopsy“ ist minimal- bis nicht-invasiv, wenig risikobehaftet und erlaubt daher eine serielle Probenentnahme, wodurch molekulare Veränderungen im Tumor unter Therapie bzw. bei Progress der Erkrankung untersucht werden können. All diese Eigenschaften machen die „Liquid Biopsy“ zu einem sehr wertvollen Werkzeug der „personalisierten Onkologie“.[1, 2] Insbesondere die frühzeitige Diagnose eines Tumors sowie des weiteren Voranschreiten der Krebserkrankung könnte in Zukunft durch eine Liquid Biopsy möglich werden, wodurch eine geeignete Therapie schneller und zielgerichteter verabreicht werden könnte.

 

Literatur:
1. Arneth, B., Update on the types and usage of liquid biopsies in the clinical setting: a systematic review. BMC Cancer, 2018. 18(1): p. 527.
2. Nonaka, T. and D.T.W. Wong, Liquid Biopsy in Head and Neck Cancer: Promises and Challenges. J Dent Res, 2018. 97(6): p. 701-708.

Was ist zirkulierende zellfreie Tumor-DNA?

Bei zellfreier zirkulierender DNA (cfDNA) handelt es sich um nicht eingeschlossene DNA-Moleküle, welche durch Apoptose, Nekrose, Sekretion von normalen Zellen oder Tumorzellen in den Blutkreislauf gelangen. Die zellfreie, zirkulierende DNA wird im Blutsystem durch enzymatische Verdauungsprozesse, beispielsweise durch Makrophagen, in Fragmente mit einer typischen Länge von ca. 180 Basenpaaren zersetzt. Die Konzentration der zellfreien, zirkulierenden DNA aus Tumorzellen (ctDNA) im Blut variiert stark und ist u.a. von der Tumorentität, Tumorgröße, Stadium und Therapieansprechen des Tumors abhängig.

Der Nachweis von ctDNA im Blut eröffnet neue Perspektiven in der Tumordiagnostik und Früherkennung. Aus der hohen Sensitivität der bereits bestehenden Analysemethoden ergibt sich das Potential den Therapieverlauf, das Ansprechen auf Therapien und die Prognose von Patienten zu untersuchen. Zukünftig können diese Methoden zu einer individualisierten Tumortherapie beitragen und ein Nicht-Ansprechen auf die Therapie rechtzeitig erkennen lassen.

Zurzeit laufen zwei Projekte in unserem Labor, die sich mit der molekularbiologischen Analyse von ctDNA, welche aus Patientenblutproben isoliert wurde, befassen. Dabei ist die Kernfrage, ob eine Konkordanz zwischen Peripherie (Blut) und Tumorgewebe hinsichtlich der Mutationslast und des Mutationsprofils nachweisbar ist.

Literatur:
Chaudhuri, A.A., et al., Predicting Radiotherapy Responses and Treatment Outcomes Through Analysis of Circulating Tumor DNA. Seminars in radiation oncology, 2015. 25(4): p. 305-312.

Projekte cfDNA und deren Ziele

1. EXLIQUID Studie 

In der EXLIQUID Studie, einer multizentrischen DKTK Joint-Funding Liquid Biopsy Studie, wird der Stellenwert von Flüssigbiopsien zur verbesserten personalisierten Therapieselektion und dem Monitoring des Krankheitsverlaufs bei Patienten und Patientinnen mit fortgeschrittenenen soliden Tumorerkrankungen untersucht. Dabei fokussieren wir uns auf die Analyse von Mutationsvarianten und Methylierungssignaturen in zellfreier zirkulierender Tumor-DNA (ctDNA) aus Plasma.

Primäre Endpunkte der Liquid Biopsy Studie sind: 1) die Untersuchung der Übereinstimmung des Mutationsprofils von Tumorgewebe und ctDNA; 2) die Wertigkeit der kinetischen Analyse von ctDNA als früher Biomarker für das Ansprechen auf molekular-stratifizierte Therapie; 3) die Rolle von ctDNA Methylierungssignaturen für die Subklassifizierung von Tumoren; 4) die Bestimmung der Sensitivität und Spezifität von Liquid Biopsy-basierten Analysen zum Nachweis der Krankheitsprogression im Vergleich mit Standard bildgebenden Verfahren.

Einschlusskriterien:

Patienten und Patientinnen mit fortgeschrittener Tumorerkrankung, die sich im Rahmen der molekularen Tumorkonferenz des CCCC (MTK-CCCC) zur molekularpathologischen Tumordiagnostik und Entwicklung eines individuellen Therapiekonzepts vorstellen.

Studienablauf:

Es sind Blutabnahmen (2 x 10 ml Streck Röhrchen) für folgende Zeitpunkte vorgesehen:

  1. bei Erstvorstellung in der molekularen Tumorsprechstunde für alle Patienten (t0a)

***bei Vorliegen einer MTK-CCCC Empfehlung für molekular-gezielte Therapie***

  1. vor Start der molekularen Therapie gemäß (t0b)
  2. bei jedem weiteren klinischen Follow-up (t1, ….tn-1)
  3. bei Krankheitsprogression (tn)

Alle Plasmaproben werden in der zentralen Biobank der Charité (ZeBanc) gelagert. Zusätzlich zu den beschriebenen studienspezifischen Analysen wird diese Liquid biopsy Biobank eine wichtige Basis für zukünftige Forschungsprojekte darstellen.

2. Etablierung einer ddPCR-basierten Methode um eine Cyclin D1 Amplifikation in cfDNA, welche aus Plasma von Patientenproben isoliert wurde, nachzuweisen

Bei etwa einem Drittel aller Kopf-Hals-Karzinomen liegt eine Amplifikation eines Chromosomenabschnitts 11q13 vor, auf welchem u.a. das CCND1 Gen lokalisiert ist, welches für Cyclin D1 codiert.[2] Die Amplifikation von Cyclin D1 induziert in der Zelle eine verstärkte Proliferation, also Zellteilung, so dass es zum aggressiven Tumorwachstum kommt. Außerdem wird diese Veränderung mit einem starken Metastasierungspotential assoziiert und korreliert folglich mit einer schlechten Prognose.

In unserem Labor soll eine ddPCR etabliert werden, um diese CCND1 Amplifikation in patienten-abgeleiteter ctDNA nachzuweisen. Nach der Etablierung anhand von Spikingversuchen mit humanen Zelllinien in Gesundblutproben, soll die Methodik an Patientenproben durchgeführt werden. Dazu wurden bereits Blutproben von Patienten mit Kopf-Hals-Karzinom, zu verschiedenen Therapiezeitpunkten, im Rahmen von klinischen Studien gesammelt und die cfDNA aus dessen Plasma isoliert. Mittels dieser Proben soll die diagnostische Genauigkeit der etablierten Methode evaluiert werden.  

Projektziele:

  • Etablierung einer ddPCR zum Nachweis einer CCDN1 Amplifikation in cfDNA, isoliert aus Plasmaproben
  • Evaluieren inwiefern die Detektion der CCND1 Amplifikation zur Vorhersage des Therapieansprechen genutzt werden kann

 

3. Vergleichsanalyse der Mutationslast in cfDNA und dem korrelierenden Tumorgewebe im Rahmen der CeFCID Studie

In einem früheren Projekt wurde in unserem Labor ein 327-Genpanel etabliert, welches zur Analyse des Mutationsprofils als auch der Mutationslast bei Kopf-Hals-Karzinomen verwendet wurde. Das Panel umfasst sowohl Gene, welche häufig in Kopf-Hals-Karzinomen verändert sind, als auch Gene, welche in vielen soliden Tumoren Mutationen aufweisen, sogenannte „Driver mutations“.

Im Rahmen der CeFCID Studie wurde die Therapieeffizienz von EXTREME alleine und in Kombination mit Docetaxel evaluiert. In unserem Projekt, sollen cfDNA aus den Plasmaproben und DNA aus den korrelierenden FFPE Tumormaterial isoliert werden. Beides wird anschließend mit dem 327-Genpanel in Kollaboration mit der BIH Core Facility Genomics sequenziert (Dr. Tomasz Zemojtel).

Projektziel:

  • Bestimmen einer möglichen Konkordanz zwischen Mutationsprofil/Mutationslast von Tumor und cfDNA aus Plasma

 

Was sind zirkulierende Tumorzellen?

Zirkulierende Tumorzellen (CTC) sind maligne, von einem soliden Tumor abstammende Zellen, welche im Blutsystem zirkulieren. Dies geschieht indem sie einen vorteilhaften Phänotyp annehmen, welcher es ihnen erlaubt sich abzulösen und ins Blutsystem überzutreten. Dabei wird lediglich eine kleine Subpopulation der CTCs in der Zirkulation überleben und Fernmetastasen oder Lokalrezidive ausbilden.[1] Folglich ist die Analyse von CTCs, als blutbasierter Biomarker, in den letzten Jahren in den Interessenfokus von Forschern und Mediziner gerückt. In vielen klinischen Studien wurde der prognostische Wert von CTCs bereits evaluiert. Die Zählung von CTCs kann dazu verwendet werden, um Progression und Therapieansprechen zu beobachten. Eine hohe Anzahl von CTCs wird mit einer schlechten Prognose assoziiert.

Die Anzahl an detektierbaren CTCs ist abhängig von der Tumorentität, dem Krankheitsstadium als auch von den Markern und Detektionsmethoden, welche zur Analyse verwendet werden. Daher wurden in den letzten Jahren große Anstrengungen unternommen, um die Effizienz der CTC-Detektionsgeräte zu verbessern. Dennoch ist es nach wie vor eine große Herausforderung CTCs, welche in einer sehr geringen Anzahl vorkommen, im Hintergrund von Millionen Blutzellen zu messen.

Für die Analyse von CTCs verwenden wir in unserem Labor das AMNIS ImageStream®X, ein bildgebendes Durchflusszytometer. Das AMNIS erlaubt eine quantitative und qualitative Analyse von isolierten CTCs. Wir nutzen dieses Gerät zur Expressionsanalyse von PD-1/PD-L1, sogenannte Immune Checkpoint Moleküle, auf der Oberfläche von CTCs. Diese werden häufig von Tumorzellen exprimiert, um einer Immunantwort von natürlichen Killerzellen (NK) und T-Zellen zu entgehen.[2] Heutzutage kommen u.a. Antikörper-basierte Therapeutika zum Einsatz, welche spezifisch gegen PD-1 oder dessen Liganden PD-L1/PD-L2 gerichtet sind und somit die Tumor-vermittelte Blockierung des Immunsystems unterbinden. Die Expression von PD-L1 im Tumorgewebe hat bereits einen nachgewiesenen prädiktiven Wert, allerdings ist dieser für PD-L1 exprimierende CTCs noch nicht validiert.

Literatur:
1. Dasgupta, A., A.R. Lim, and C.M. Ghajar, Circulating and disseminated tumor cells: harbingers or initiators of metastasis? Molecular oncology, 2017. 11(1): p. 40-61.
2. Nicolazzo, C., et al., Monitoring PD-L1 positive circulating tumor cells in non-small cell lung cancer patients treated with the PD-1 inhibitor Nivolumab. Sci Rep, 2016. 6: p. 31726.

 

Projekte CTCs und deren Ziele

1. Evaluation des prädiktiven Wertes von PD-L1 expriminierenden zirkulierenden Tumorzellen (CTCs)

Um den prädiktiven Wert von PD-L1 positiven CTCs zu bestimmen, findet unser CTC-Analyseansatz Anwendung in verschiedenen klinischen Studien, welche die Wirksamkeit von Immuncheckpointinhibitoren bei lokal fortgeschrittenem Kopf-Hals-Karzinomen untersuchen. Von Patienten mit lokal-fortgeschrittenem Kopf-Hals-Karzinom,  werden Blutproben vor Therapie (T0) und unter Therapie (T1) entnommen und analysiert. Dazu zählen wir die absolute Menge an CTCs in 7,5ml Blut und analysieren deren PD-L1/PD-L2 Expressionsstatus. Anschließend werden diese Daten mit dem klinischen Verlauf der Patienten korreliert.

Projektziele:

  • Untersuchung von Blutproben auf CTCs und deren Immuncheckpoint Status von Patienten, welche Immun-Checkpoint Inhibitoren erhalten.
  • Evaluation des prädiktiven Wertes von PD-L1 exprimierenden CTCs als Früherkennungsmarker für das Therapieansprechen
  • den prognostischen Wert von PD-L1 exprimierenden CTCs in HNSCC
  • Vergleich der Detektion von Immuncheckpoint Markern auf CTCs mit der Detektion in Gewebeschnitten

 

2. Etablierung eines CTC Scores

Ein weiteres CTC-basiertes Projekt in unserem Labor befasst sich mit der Etablierung eines „digital CTC Scores“. Dazu wird die „digital droplet PCR“, welche eine hoch-sensitive, molekular-biologische Methodik ist, genutzt. Damit sollen CTCs auf Basis von tumor-spezifischen Transkripten in Blutproben von HNSCC Patienten nachgewiesen werden. In einem vorherigen Projekt in unserem Labor wurde eine CTC Detektionsmethodik basierend auf EGFR Transkripten etabliert. Die diagnostische Aussagekraft des „digital CTC Score“ wird mit der EGFR-basierten Methodik verglichen.

Projektziel:

  • neue Nachweismethode von CTCs in Blutproben von Patienten mit Kopf-Hals-Karzinomen

allgemeine Projektziele

Die Forschungsaktivität unserer Arbeitsgruppe auf dem Gebiet der „Liquid Biopsy“ fokussiert sich auf die Untersuchung von zellfreier, zirkulierender Tumor-DNA (ctDNA) und zirkulierenden Tumorzellen (CTC) bei Patienten mit Kopf-Hals-Karzinom. Im Rahmen von klinischen Studien versuchen wir Zusammenhänge zwischen dem Nachweis von zirkulierender, zellfreier Tumor-DNA (ctDNA) und zirkulierenden Tumorzellen (CTCs) und dem Krankheitsverlauf zu verstehen. Unser langfristiges Ziel ist die Entwicklung von prognostischen und prädiktiven Biomarkern, welche eine maßgeschneiderte Therapieselektion  und eine bessere Überwachung des Erfolgs der Krebstherapie erlauben. Insgesamt erwarten wir, dass wir dadurch zu einer Verbesserung der Prognose von Patienten mit Kopf-Hals-Karzinom beitragen können.

Weiterführende Literatur


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